17. Oktober 2025 – Best of Beethoven

Die Schweizer Hitparade existiert erst seit 1968, aber in der Villa Wellentanz war am 17. Oktober eine andersgeartete, viel ältere Hitparade zu hören, bestehend aus den vier beliebtesten Beethoven-Sonaten – dargeboten von der Pianistin Tatiana Radkewitsch.

Wie es sich für einen Hit-Abend gehört, war das Konzert bis auf den letzten Platz ausgebucht, was für ein klassisches Konzert bis anhin unüblich war. Zum ersten Mal stammten mindestens die Hälfte der Besucher aus Wila und Umgebung – ein sichtbarer Beweis, dass sich die Wellentanz-Konzerte nach drei Jahren in der Gemeinde etabliert haben.

Die Gastgeber, Jean-Pierre Kousz und Barbara Münch, lernten Tatiana Radkewitsch anlässlich der Konzerte in Hombis Salon während der Coronazeit kennen: Die Pianistin führte im Juni und Juli 2020 in einem Kraftakt sämtliche Sonaten Beethovens, stattliche 32 an der Zahl, an zehn Konzert-Abenden innert lediglich 17 Tagen auf, was in Youtube-Videos auf hombissalon.ch immer noch nachhörbar ist – in bestechender Tonqualität aufgezeichnet durch das Stream-Team der Gastgeber. 

Tatiana Radkewitsch wuchs in Russland auf und absolvierte dort ihre Ausbildung zur Pianistin mit Auszeichnung. 2013 liess sie sich in der Schweiz nieder und entdeckte die Orgel als Zweitinstrument; sie studierte es beim Hauptorganisten des Zürcher Grossmünsters, Andreas Jost, und wurde Organistin der katholischen Kirche Wallisellen.

Die Coronazeit ist zum Glück Geschichte, nicht aber Beethovens Musik: nun brachte Radkewitsch ein Best-Of der Sonaten in der Villa Wellentanz auf dem hauseigenen Digitalflügel zu Gehör.

Die vier präsentierten Sonaten entstanden in einer Zeit, wo Beethovens Gehörleiden begann und sich langsam verschlimmerte; im Jahr 1802 war es bereits so fortgeschritten, dass sich der Komponist in seinem „Heiligenstädter Testament“ dazu äusserte. Noch konnte er als Pianist auftreten und feierte um 1800 grosse Erfolge – völlig ertaubt war er spätestens im Jahr 1818.

Nach einer herzlichen Begrüssung des Publikums durch Jean-Pierre Kousz und Tatiana Radkewitsch erklangen nacheinander die vier Sonaten in einer wunderbaren, einfühlsamen Interpretation.

Die Sonate Nr. 8 c-Moll op. 13 „Pathétique“ entstand 1798 und wurde vom Komponisten einem seiner Förderer gewidmet.

Die Sonate Nr. 14 cis-Moll op. 27 Nr. 2, 1801 komponiert, beginnt mit dem weltberühmt gewordenen ersten Satz, der auch durch unzählige Amateur-Hände gegangen ist. Beethoven nannte das Werk „Sonata quasi una fantasia“ und widmete sie einer 20jährigen Klavierschülerin, in die er kurzzeitig verliebt war. Schon zu Lebzeiten wurde diese Sonate ein so grosser Hit, dass Beethoven sich beklagt hatte: „Immer spricht man von der Cis-mol Sonate! Ich habe doch wahrhaftig Besseres geschrieben.“ Erst im Jahr 1824 verband eine Rezension diese Sonate mit dem Mondschein, und 1837 tauchte zum ersten Mal die Bezeichnung „Mondscheinsonate“ auf – zehn Jahre nach Beethovens Tod. 

Nach den ersten zwei Sonaten gab eine Pause Gelegenheit für Drinks und Gespräche.

Die Sonate Nr. 17 d-Moll op. 31 Nr. 2 entstand in den Jahren  1801 und 1802; gemäss des Beethoven-Biografen Anton Felix habe der Komponist diese Sonate mit Shakespeares Drama „Der Sturm“ in Verbindung gebracht, weshalb sie unter diesem Namen bekannt wurde.

Die Sonate Nr. 23 in f-Moll, op. 57, Appassionata, entstand 1804/1805 und wurde dem Grafen von Brunswick gewidmet, bei dem Beethoven damals zu Gast war. Sie markiert einen frühen Höhepunkt in Beethovens Klaviersonatenschaffen, sowohl in kompositorischer als auch in virtuoser Hinsicht. Der Beiname Appassionata wurde erst 1838 von einem Verleger hinzugefügt.

Auf die fulminanten Schlussakkorde folgte begeisterter Applaus, den Radkewitsch mit einer Zugabe belohnte – dem Adagio aus Tschaikowskys Ballett Dornröschen in der Transkription von Michail Pletnev.

Nach diesem musikalischen Hochgenuss endete der Abend mit gemütlichen Gesprächen, Getränken und leckeren Brötchen der heimischen Konditorei Janz, offeriert von den Gastgebern des Abends.

Bericht:
René Kousz


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