8. Februar 2025 – Metal mit Ophelia’s Eye – Eine Begegnung der dritten Art!

Heavy Metal?
Für den Reszendenten bis vor kurzem unvorstellbar – bis seine Nichte Corinne Ryter sich diesem Genre zuwandte: Welch ein Kontrapunkt zu ihrer bisherigen klassischen Oboe-Laufbahn, wo sie auf dem besten Weg zur Konzertmusikerin schien.

Und nun also Heavy Metal mit der Band „Ophelia’s Eye“, die sich im Jahr 2019 formierte und heute fünf Band-Mitglieder umfasst.

Wie es sich für einen gewissenhaften Berichterstatter der Villa Wellentanz gehört, besuchte ich nun auch DIESES Konzert, meine wohl grösste Herausforderung, da ich inzwischen zwar ein breites Musikspektrum liebe, bis jetzt aber nicht wirklich Heavy Metal auf dem Schirm gehabt habe. 

Kennenlernen durfte ich die Musiker bereits quasi on Backstage bei einem leckeren Abendessen, wozu sie und ich bei den Gastgebern Barbara Münch und Jean-Pierre Kousz eingeladen waren, nachdem die Ohren schon mal – noch in respektvollem Abstand – bei den Proben vorkosten konnten, was sie akustisch zu erwarten hatten. Bei sehr netten Plaudereien und Penne Bolognese ging das Präludium zu Ende.

Im Eventraum versammelte sich eine ausgewählte Runde von Musikliebhabern – Nachbarn, Freunde, Bekannte und Angehörige, um ein besonderes Klangerlebnis zu geniessen. Auf der Bühne türmte sich ein beeindruckendes Equipment, das die Erwartungen an einen kraftvollen Sound steigen liess: Verstärker, Soundgeräte, Mischpulte und sehr prominent ein ausgewachsenes Schlagzeug, umgeben von einem Plexiglas-Paravent. Die Stimmung war erwartungsvoll und man spürte direkt schon die Energie, die uns erwartete.

Nun hiess es also, den Gehörschutz einzusetzen, und Jean-Pierre Kousz begrüsste herzlich die Musiker, die hereintraten und ihre Plätze einnahmen.

Das akustische Feuerwerk begann: Jan Brasser (Vocals), Corinne Ryter und Noah Peier (Guitars), Sandro Suter (Bass) und Noé Beivi (Drums) stimmten das erste Stück „Worship Decay“ an.

Feuerwerk? Eine freundliche Untertreibung! Ein akustischer Orkan fegte über uns Zuhörer hinweg und setzte alle in Bewegung, alles Andere wurde völlig unwirklich – wechselvolle Takte, Klänge und Gesänge füllten den ganzen Raum und den ganzen Körper, der die Klänge nicht nur zu hören, sondern auch zu spüren bekam. Es war ein einziger Rausch aus neun Stücken, die alle vom Gitarristen Noah Peier komponiert worden sind. Inmitten des Orkans wehte plötzlich das balladenhafte „Letters“: Corinne und Jan sangen im Duett, begleitet von einem luftigen Klangteppich, geradezu träumerisch, einer unerwarteten Oase gleich.

Jan Brasser beherrscht alle drei Formen der für Heavy Metal typischen Stimmformen: Screaming (eine in Richtung Krächzen verzerrte Kopfstimme), Shouting (die für unbedarfte Hörer die noch vertrauteste Form) und Growling (tiefe verzerrte Töne, die durch eine besondere Atemtechnik erzeugt wird; es fühlt sich wie eine Weiterentwicklung und gezielte Intonierung des Aufstossens an); alles sehr ungewohnt anzuhören, aber wenn man sich darauf einlässt und es als eine Erweiterung des instrumentalen Spektrums nimmt, hört es sich immer stimmiger an, je länger man es auf sich wirken lässt. Corinne, Noah und Sandro begleiteten routiniert und sehr abwechslungsreich auf ihren E-Gitarren und Bass, da glich kein Stück dem anderen. Der Jüngste im Bunde am Schlagzeug, Noé, 19jährig, offenbarte ein phänomenales Repertoire an unterschiedlichen Taktfolgen und Schlägen, selbst ohne Ton wäre sein Auftritt nur schon optisch spektakulär – er ist einem versierten Jazz-Schlagzeuger ebenbürtig und hat nichts mit dem langweiligen Bum-Bum eines unbedarften Kommerzliedchen zu tun. Spätestens bei seinem Solo, das er selber komponiert hatte, wurde dies auf eindrücklichste Weise deutlich, wo er einen furiosen Tanz aufführte – welch Orgie an akustischen und optischen Reizen! Nach dieser akustischen Achterbahnfahrt beehrte und Ophelia’s Eye als Zugabe mit der Wiederholung von „Stay Close“. 

So wurde für den Rezensenten dieses Konzert zu einer Begegnung der Dritten Art: ein völliges Abtauchen in eine neue Welt, eine Begegnung mit sehr sympathischen Musikern, die einfach ihre Kunst leben wollen und inzwischen auch schon im Ausland auftreten durften. 

Heavy Metal: durch Led Zeppelin und Deep Purpe in den späten Sechzigerjahren angeteast, durch die aus Birmingham stammende Band Black Sabbath endgültig durch sein Album „Black Sabbath“ etabliert, gehört Heavy Metal heute zum breiten Spektrum der Musik – auch des Reszendenten?
Die Musiker der Ophelia’s Eye hatten sichtlich Freude am Auftritt des 8. Februars 2025; sie genossen die Intimität des Events und die Begeisterung des Publikums. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie den Weg in die Villa Wellentanz erneut finden werden – und der Reszendent dann ebenfalls, dann nicht mehr nur aus Ehr- und Pflichtgefühl!

Bericht: René Kousz
Foto: Jean-Pierre Kousz


26. Januar 2025 – Konzert mit Thomas Grossenbacher, Violoncello & Yulia Miloslavskaya, Piano

Estimated reading time: 5 Minuten

Erneut öffnete die Villa Wellentanz seine Türe für ein Konzert der Extraklasse, dargeboten von Thomas Grossenbacher (Cello) und Yulia Miloslavkaya (Klavier). Erfreulicherweise war es ausverkauft, nicht zuletzt auch dank zehn Besuchern aus Wildberg, wo die Pianistin als Organistin amtet.

Die Gastgeber Barbara Münch und Jean-Pierre Kousz, diesmal klassisch schwarz-weiss gekleidet, begrüssten das Publikum und die Künstler mit herzlichen Worten und gaben die Bühne, neuerdings mit einem Zusatzmodul erweitert, frei.

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7. Dezember 2024 – Feuertänze von Vladimir Valdivia

Estimated reading time: 3 Minuten

Trübes Dezemberwetter begleitete die 16 Menschen, die in der Villa Wellentanz ein Konzert besuchten. Wila bot aber mit vielen weihnachtlich illuminierten Häusern eine Freude fürs Auge – gefolgt von der Freude für die Ohren, die der peruanische Pianist Vladimir Valdivia mit seinem Programm zu bieten wusste.

Der Gastgeber Jean-Pierre Kousz begrüsste das Publikum und den Pianisten mit gewohnt herzlichen Worten und überliess dem Musiker die Bühne und den Digitalflügel – Valdivia meinte während der Probe: „Wer Klavier spielen kann, kann auch auf diesem Instrument spielen“ – wovon er das Publikum dann auch überzeugte.

1970 geboren und aufgewachsen in Lima, besuchte er bereits mit fünf Jahren das Nationale Konservatorium für Musik und gab bald Konzerte in ganz Lateinamerika. 1989 besuchte er zum ersten Mal Deutschland und trat bald auch in Europa international auf – mit Soloprogrammen und mit renommierten Orchestern. Heute lebt Valdivia in Stuttgart.

Den ersten Teil des Konzerts bestritt Valdivia mit kleinen Stücken grosser Meister: Beethovens „Albumblatt für Elise“ und Rondo op. 51 Nr. 1, gefolgt von Schuberts Improptus D 935 Nr. 2 und D 899 Nr. 2, Chopins Nocturne op. 9 Nr. 2 und Liszts Consolation Nr. 3 – normalerweise hört man alle diese Stücke von begabten Klavierschülern; es ist dann schon ein besonderes Erlebnis, sie einmal von einem ausgewachsenen Pianisten zu hören. Valdivia spielte sie sehr liebevoll mit viel Gefühl und Rubato.

Im zweiten Teil brach dann das spanische Feuer aus – nicht umsonst hiess das Motto dieses Konzerts „Feuertänze“! Der Feuerreigen wurde durch Manuel Ponces Intermezzo eröffnet – und plötzlich schien ein ganz anderer Pianist am Digitalflügel zu sitzen. Spielte Valdivia zuvor mit slavisch anmutenden Intimität und Erzählfreude, entlockte er den Stücken nun die Leidenschaft und den Furor eines feurigen Latino – so entfachten Granados’ „Romanza Andaluza“, sowie Albénizs „Cuba“, „Malagueña“ und „Asturias“ (man mag sich noch an Chris Conzs Version im vorherigen Konzert erinnern) ihr Feuerwerk – bis der Pianist mit Manuel de Fallas „Feuertanz“ den Raum der Villa Wellentanz musikalisch endgültig in Brand steckte und mit einer fulminanten Coda endete. Der Applaus dankte es ihm entsprechend.

Mit der Zugabe wurde es überraschend intim: Valdivia verzauberte die Zuhörer mit einer eigenen Bearbeitung des Mittelsatzes aus Bachs  5. Klavierkonzert BWV 1056 und strahlte dabei die Gelassenheit und erlöste Ruhe eines buddhistischen Mönches aus; dem Rezensenten wurde ein Hörerlebnis vermittelt, das er bei Bach noch nie erlebt hatte: aus Bachs Musik schien Chopins Kaisernocturne op. 47 Nr. 1, gespielt von Artur Rubinstein, zu sprechen – es war der heimliche Höhepunkt des gesamten Konzerts.

Doch war damit das Feuerwerk noch nicht zu Ende: nach den Ohren wurden nun der Gaumen verwöhnt: Barbara Münch tischte aufwändig zubereitete Apéro-Häppchen auf: Auf selbstgebackenen Brotschnittchen lagen mit einer Zwiebelmischung gefüllte Fleischröllchen auf, was auf einhellige Begeisterung fiel. So klang dieses tolle Konzert mit kulinarischen Genüssen und schönen Gesprächen aus.

 Trübes Dezemberwetter? Nein: Ein beglücktes Nachklingen des Konzerts im Herzen!

Bericht: René Kousz


Aufzeichnung des Konzerts


24. November 2024 – Ein musikalisches Feuerwerk von Chris Conz

Leuchtendes Abendrot begleitet uns in das Konzert des renommierten Boogie-Woogie-Pianisten, das in der Villa Wellentanz stattfand – zum ersten Mal war ein Konzert innert weniger Tage völlig ausgebucht.

Der Gastgeber eröffnete das Konzert mit den Worten: „Es gibt genau zwei Sorten von Menschen …“ worauf ein Zuhörer dazwischenrief „Männlein und Weiblein“! – das sei heute ja umstritten, meinte Jean-Pierre Kousz ironisch schmunzelnd; es gehe um etwas ganz anderes: die erste Sorte Menschen habe guten Musikgeschmack, da sie Boogie-Woogie lieben, und halt noch die Anderen …

Wenn es jemand schafft, diese Musikgattung beliebt zu machen, dann unzweifelhaft Chris Conz! 1985 geboren, trat er bereits mit elf Jahren auf; dank Hamp Ruosch, der ebenfalls schon in der Villa Wellentanz aufgetreten ist, hatte er den Boogie-Woogie für sich entdeckt. Heute tritt er international auf, gewinnt Wettbewerbe und füllt Hallen, wo Tausende Zuhörer Platz finden. So ist es ein grosses Privileg, ihn in diesem intimen Rahmen zu erleben.

Mit sichtlicher Freude und dem verführerischen, leicht spitzbübischen Charme eines smarten Aussendienstlers, elegant in black and white gekleidet, spielte er auf; mit dem rechten Fuss den Bass klopfend, mit flinken Fingern auf den Tasten tanzend, erklang ein Feuerwerk nach dem anderen. Bekannte Nummern waren zu hören, so der „Honky Tonk Train Blues“ von Meade Lux Lewis, den St. Louis Blues von W.C. Handy und „Tico Tico no Fubá“ von Zequinha de Abreu. Dass Chat-GPT eine Wissensquelle sein kann, erfuhr Chris, als er erst nach zehn Jahren den Titel eines Blues durchschaute, „Viper’s Drag“ von Fats Waller: jemand, der auf der Suche nach Stoff zum Rauchen ist, ihn findet und ein kurzes High erlebt (in der Musik deutlich wahrnehmbar), um dann wieder in Melancholie zu versinken.

In der Pause war Gelegenheit, Musikwünsche anzubringen, wozu Chris das Publikum aufgefordert hatte. So eröffnete er im zweiten Teil den Reigen der Wünsche mit Gershwin (der Verfasser dieser Zeilen dankt!): „Summertime“ („Passend zur Jahreszeit“ meinte Christ schmunzelnd), gefolgt von Isaac Albénizs spanischem „Asturias“ (natürlich dem Stil des Abends angepasst, „für Euch spiele ich es auf Deutsch“). – Zwischenbemerkung: Am 7. Dezember wird „Asturias“ im Original zu hören sein. – Danach schob er ein Lied ein, das er für uns als Premiere spielte: „Somewhere over the Rainbow“ (natürlich perfekt gespielt wie alle anderen Stücke) – und bei „Something Stupid“ von Carson Parks durfte das Publikum sogar „mit einem ganz einfachen Text“ mitsingen: „La la la …“, er liess den Titel dieses Songs erraten und Barbara gewann dadurch eine CD. Muss ich erwähnen, dass nach diesem fulminanten Auftritt Chris Conz zu einer Zugabe herausgeklatscht wurde? Er gewährte es mit einem Medley, zum Teil in atemberaubendem Prestissimo. So endete dieses Feuerwerk – ohne Brandschaden angerichtet zu haben, sondern ein Lächeln auf die Gesichter der Zuhörer! 

Ein Dankeschön an Chris Conz, an die Gastgeber Jean-Pierre Kousz und Barbara Münch, ebenso an Max Münch, der souverän hinter der Bar-Theke agierte.

Bericht: René Kousz


20. Oktober 2024 – Klavier Konzert mit Christoph Braun

Estimated reading time: 3 Minuten

Letzten Sonntag füllte sich die Villa Wellentanz mit einer wunderbaren Mischung aus Musikbegeisterten und einer aussergewöhnlichen Atmosphäre. Zu Gast war Christoph Braun, der mit seinem beeindruckenden Repertoire und feinsinnigen Darbietung das Publikum in seinen Bann zog.

Christoph Braun zeigte in seinem Programm eine faszinierende Bandbreite musikalischer Ausdrucksformen. Virtuos wechselte er zwischen Stilen und Atmosphären, und jeder seiner Stücke schien die verschiedenen Facetten seiner künstlerischen Reise widerzuspiegeln. Ob leise, zarte Töne oder kraftvolle, mitreissende Passagen – Christoph verstand es meisterhaft, die Besucherinnen und Besucher der Villa Wellentanz mit auf seine musikalische Reise zu nehmen. Sein Talent und seine Hingabe zur Musik spiegelten sich in jedem Moment seines Auftritts wider.

Der intime Rahmen der Villa Wellentanz verlieh dem Abend eine ganz besondere Stimmung. Die Zuhörerinnen und Zuhörer konnten die Musik nicht nur hören, sondern sie geradezu fühlen, da die Nähe zu den Künstlern und zur Musik einzigartig war. Diese besondere Atmosphäre schuf eine Verbindung zwischen Künstler und Publikum, die in solch einer Intensität nur selten erlebt wird. Das Ambiente der Villa, mit seinen charmanten Räumen und der liebevoll gestalteten Dekoration, verstärkte dieses Erlebnis zusätzlich und machte den Abend unvergesslich.

Christoph Braun verstand es, sein Publikum mit einer herzlichen Begrüssung willkommen zu heissen. Er erwähnte, dass wir nun ganz viel Romantik hören würden, was eine wunderschöne Einstimmung für den Abend war. Besonders beeindruckend war seine Fähigkeit, durch die Musik Emotionen zu transportieren – von Melancholie bis hin zu überschäumender Lebensfreude. Jede Melodie erzählte eine eigene Geschichte und berührte die Herzen der Anwesenden.

Ein Höhepunkt des Abends war zweifellos die Zugabe, bei der Christoph Braun ein Stück spielte, das er speziell für diesen Anlass ausgewählt hatte. Die Melodie, getragen von sanften und gleichzeitig eindringlichen Tönen, liess den Raum in eine andächtige Stille fallen. Man konnte förmlich spüren, wie alle Anwesenden den Moment gemeinsam genossen, als ob die Zeit für einen Augenblick stillstehen würde.

Viele der Besucherinnen und Besucher stammten aus Wila, was die Veranstalter, Jean-Pierre Kousz und Barbara Münch, besonders freute. Die Verbundenheit zur lokalen Gemeinschaft ist ein wichtiger Bestandteil der Villa Wellentanz, und es war schön zu sehen, wie viele Menschen aus der Region den Weg zu diesem besonderen Konzert fanden. Der Austausch nach dem Konzert – bei einem Glas Wein, die von den Veranstaltern gestiftet wurden, rundete den Abend ab. Besonders erwähnenswert sind die wunderbaren Häppchen, die Lisalotta Braun, die Mutter von Christoph, mit viel Liebe zubereitet hatte, was die Gelegenheit für persönliche Gespräche mit dem Künstler sowie den anderen Gästen bot.

Wir bedanken uns herzlich bei Christoph Braun für diesen aussergewöhnlichen Abend und bei allen, die mit ihrer Anwesenheit zu diesem besonderen Ereignis beigetragen haben.

Wer mehr über Christoph Braun erfahren möchte, kann sich gerne auf seiner Webseite umsehen: ChristophBraun.ch. Wir freuen uns bereits auf kommende Veranstaltungen und hoffen, euch bald wieder in der Villa Wellentanz begrüssen zu dürfen.


Aufzeichnung des Konzerts

11. Oktober 2024 – Klavier Konzert mit Tatiana Radkewitsch

Estimated reading time: 4 Minuten

Die Villa Wellentanz entwickelt sich zu einem kleinen aber feinen Salon für Konzerte aller Art – diesmal war es ein Klavierabend mit Tatiana Radkewitsch.

Der Hausherr begrüsste das Publikum und die Pianistin herzlich und wertschätzte deren Bereitschaft, an seinem unscheinbaren Digipiano zu spielen – wohl wissend, dass jemand wie Tatiana gewohnt sei, an Steinways oder Bechsteins zu spielen, aber wenn jemand so schön spiele wie sie, spiele dies ja keine so grosse Rolle – was sich an diesem Abend tatsächlich bewahrheitete.

Mit der Pianistin verbindet Jean-Pierre und Barbara eine mehrjährige Freundschaft;  es begann in Hombis Salon, wo Radkewitsch in mehreren Konzerten sämtliche Beethoven-Sonaten darbot – 32 Stück an der Zahl! Da hiess es wohl „üben – spielen, üben – spielen, üben – spielen“, wie Jean-Pierre bewundernd anmerkte. „Dank“ Corona wurden diese Konzerte von ihm und Barbara gestreamt und sind immer noch auf YouTube zu hören (sehr empfehlenswert!).

Die Pianistin nahm uns auf eine spannende, musikalische Reise mit – beginnend mit vertrauter Tonalität in Form von Chopins Andante spianato et grande polonaise brillante op. 22, ursprünglich als Werk für Klavier und Orchester geschrieben, aber häufig solo aufgeführt; es lässt an einen gemütlichen Sonntag auf einem Landgut denken mit Vogelgezwitscher und Kaiserwetter. 

Statt der vorgesehenen Images von Debussy bog Radkewitsch ab in Rachmaninows Gefilde, zu dessen Corelli-Variationen, die am 12. Oktober 1931 in Montreal uraufgeführt wurden – die Pianistin erzählte einleitend von der Villa Rachmaninow in Weggis, die sie besucht und sich sehr inspiriert gefühlt hat; der Komponist habe sich dort ein kleines Russland eingerichtet – tatsächlich lassen die 20 Variationen einen slawisch geprägten Sehnsuchtsort spüren, der gleichzeitig von unzähligen Bäumen und Sträuchern überwuchert und dennoch unendlich weit zu sein scheint. Die Variationen entfalteten unter Radkewitschs Händen ein Feuerwerk unterschiedlichster Klänge.

Weiter ging es mit der vierten Sonate op. 30 von Alexander Skrjabin, zu welcher der Komponist noch ein Gedicht verfasst hatte, das die Pianistin vorab zur Einstimmung rezitierte und welches das Licht eines Sehnsuchts-Sterns besang. Komponiert im Jahr 1903, schwebt die Sonate zwischen Skrjabins chopineskem Frühwerk und dem irrlichtenden Spätwerk, das bereits atonale Klänge ahnen lässt. 

Quasi als Abschluss des Konzerts und Zugabe zugleich bot die Pianistin ein Werk eines Komponisten, den sie persönlich kennengelernt hat: Pavel Karmanov, Jahrgang 1970 und in Moskau wohnhaft, hat 2016 „Past Perfect“ komponiert, das in Richtung Minimal Music geht: ein träumerisches ruhiges Plätschern nahm uns mit auf eine Wanderung durch eine Nebellandschaft – ist es noch Morgen oder schon Mittag? – windstill, pastellige Farben, durch die Nebelschleier wird allmählich ein riesiges Gebirge sichtbar, das verborgen war; leichter Nieselregen setzt ein, erneute Nebelfetzen, wieder plätschernd aber nun um das riesige Gebirge wissend endet die Wanderung und damit auch der Klavierabend.

Es war eine fantastische Reise durch magische Klangwelten, die neugierig machen kann auf die CD mit russischen Komponisten, die demnächst erscheinen soll. Die frischgebackene Schweizerin hatte sich in unsere Herzen gespielt und wurde mit entsprechendem Applaus belohnt – und mit einer Leckerei der hiesigen Konditorei Janz.

Gerne wieder, Tatiana Radkewitsch!

Wie immer klang der Abend in gemütlichen Gesprächen und Häppchen aus.

Bericht:
René Kousz


Aufzeichnung des Konzerts

06. September 2024 – Konzert Norea Trio, Frauen-Power in der Villa Wellentanz

Estimated reading time: 3 Minuten

Diesmal lud immer noch sommerliches Kaiserwetter zum Konzert in die Villa Wellentanz, welches vom Norea-Trio gegeben wurde. Barbara Münch eröffnete den Abend mit einer kurzen Einleitung mit dem berechtigten Hinweis, dass es besser passe, wenn ein Konzert von drei FRAUEN auch von einer Frau angekündigt werde – ausserdem habe sie die schöneren Schühchen als Jean-Pierre …

Sechs Nationen waren an der Gestaltung des Abends beteiligt:

Das Norea-Trio, bestehend aus der Südkoreanerin Hyunjong Reents-Kang (mit einer genau 200 Jahre alten Violine, erbaut 1824 in Italien), der Schweizerin Eva Lüthi am Cello und der Bulgarin Petya Mihneva am Piano.

Ludwig van Beethoven, der das wunderschöne Klaviertrio op.1 Nr.1 im Jahr 1793 als 23Jähriger komponierte, also vor seiner grossen Berühmheit und noch mit intaktem Gehör, stammte aus Deutschland (Bonn) und war damals frisch nach Wien gezogen; eigentlich um bei Mozart Unterricht zu nehmen; dieser war aber 1791 verstorben, sodass er bei Haydn landete. Dem Trio ist das Vorbild Mozart durchaus anzuhören, enthält aber doch bereits etwas „Beethoven“.

Dora Pejačević (gesprochen Pejatschewitsch, 1885-1923) war eine Kroatin aus gutem Hause, wurde als höhere Tochter mit dem Klavierspiel vertraut gemacht, wie es bei Adligen damals üblich war. Allerdings war sie rebellisch veranlagt und verachtete das Nichtstun des Adels. Im Ersten Weltkrieg half sie als Pflegerin. Ihr Klaviertrio aus dem Jahr 1910 ist der spätromantischen Tradition verpflichtet, mit sehr orchestral wirkenden Passagen und üppig-brahmsisch anmutendem Klaviersatz. Im Konzert schien es, als ob dieses Trio dem Beethoven-Trio antwortete, was eine sehr reizvolle Kombination ergab.

Das Norea-Trio spielt regelmässig zusammen und probt abwechselnd bei den Musikerinnen zu Hause (Basel, Bern, Zürich), was man dem perfekten Zusammenspiel anhört. Die Violinistin bezauberte durch einen sehr warmen, schmelzenden Klang, der eher an Rotwein als an Champagner erinnerte, sehr passend zum sonoren und ebenbürtig agilen Cello; die Pianistin zauberte aus dem Digitalflügel sehr differenzierte Klänge, von Pianissimi bis zu orchestralen Fortissimi. Es war wahrlich ein Genuss, diesen drei Künstlerinnen zuzuhören, was denn auch durch einen ausgiebigen Applaus quittiert wurde. Jean-Pierre überreichte ihnen eine Leckerei eines hiesigen Bäckers („statt eines riesigen Blumenstrausses, den sie dann neben den Intstrumenten hätten mitschleppen müssten“).

Es fand sich für mich noch eine Gelegenheit für ein kurzes Gespräch mit der Violinistin, die mit 16 Jahren aus Südkorea ganz alleine in die Schweiz gezogen war, um zu studieren, und sich dadurch vor gleich mehreren, grossen Herausforderungen fand, angefangen vom unterschiedlichen Klima über andere Sitten bis zur völlig anderen Sprache – ihr Lehrer bestand darauf, zuerst reines Hochdeutsch zu lernen, bevor sie sich ans Schweizerdeutsch wagte (was sie heute sehr gut spricht). Von der Cellistin konnte ich noch Einiges über Dora Pejačević in Erfahrung bringen, die mir zuvor völlig unbekannt war.

Wie üblich klang der Abend mit gemütlichen Gesprächen bei einem offerierten Apéro aus. 

Das nächste Konzert findet am 11. Oktober statt; die Pianistin Tatiana Radkewitsch wird solo auftreten; einigen mag sie von ihrem Beethoven-Zyklus im Hombi-Salon bekannt sein, wo sie alle 32 Sonaten vorgetragen hat.

Bericht:
René Kousz

1. August 2024 – Geburtstag der Schweiz mit griechischen Klängen

Estimated reading time: 3 Minuten

Wie gewohnt beschert der alte Petrus uns auch dieses Jahr zum Ersten August einen heftigen Regenschauer, welcher der inzwischen traditionellen Feier in der Villa Wellenhof nichts mehr anhaben kann: zum ersten Mal dürfen wir den Geburtstag der Schweiz im wunderschönen Eventraum feiern, stilgerecht dekoriert mit roten Tischtüchern, Edelweissen, blauem Enzian und Schweizerfahnen; Jean-Pierre und Barbara haben uns eingeladen und werden von Miriam unterstützt, die sich für die ursprünglich vorgesehene, aber kurzfristig erkrankte Kollegin eingesprungen ist und soeben ihre Lehre als Sanitätsinstallateurin mit Bravour bestanden hat.

Nicht ganz traditionell mag für einen eingefleischten Schweizer die diesjährige Musik sein, die von der Formation Kafeníon (was zu deutsch „Kaffeehaus“ heisst) im griechischen Stil dargeboten wird. Felix „Elvetopoulos“ singt, spielt Akkordeon und Laouto (er garniert die Stücke mit Anekdoten und Informationen), Juno Haller singt ebenfalls und spielt Geige (die sie sich bis zu einer eindrücklichen Virtuosität autodidaktisch beigebracht hat, ich habe das Gefühl, dass Juno ihr Instrument nicht spielt, sondern singt), David Aebli spielt Bass und Gitarre.

Das Trio bestreitet herzhaft mehrere Runden und stimmt sich gemütsvoll und unkompliziert in die Feststimmung ein; es ist eine wahre Freude, und man merkt auch, dass es schon seit Jahrzehnten zusammen spielt.

Eingeladen ist diesmal auch Isabella und ihr Mann, die abwechselnd auf Kreta und in der Schweiz wohnen; Jean-Pierre und Barbara haben die beiden in ihren ersten Ferien in Kreta kennengelernt und sind spontan zu einem fröhlichen Abend eingeladen worden. Seither besteht eine herzliche Freundschaft. Isabella ist Berufstänzerin und erteilt Kurse; wir werden Zeuge ihrer sehr eleganten und federleicht wirkenden Tänze – Es isch es schöns Luege!, wie wir Schweizer sagen würden. Mehrere Gäste lassen sich auch zu einem Rundtanz ein, angeführt von Isabella.

Wie jedesmal ist das kulinarische Büffet grossartig, eine Leckerei geht fliessend in die andere über, sei es knusprige Toasts mit Tomaten und Frischkäse (Barbara), Fleischbällchen und Tzatziki (Susi), Quiche mit Spinat (Barbara), Gemüseauflauf (Yvonne und Hansueli), Gurken-Melonesalat von mir, und zum Dessert eine riesige Wassermelone (Maren) – und damit es doch noch ein wenig schweizerisch zugeht, gibt es Bratwurst und Feuerteufel nebst Brötchen mit Schweizerfähnchen.

Ja, es war ein tolles, gemütliches, fröhliches Fest mit tollen Menschen, toller Musik und köstlichen Leckereien – Herzlichen Dank an die Gastgeber Jean-Pierre, Barbara und Maren, an die drei Musiker Juno, Felix und David und an alle, die zum Gelingen der Kulinarik beigetragen haben.

Bericht und Bilder: René Kousz


21. Juni 2024 – Duo Monasypov & Miloslavskaya

Voraussichtliche Lesedauer: 4 Minuten

Österreich und Ungarn hatten soeben die erste Halbzeit an der Euro 2024 mit 1:1 abgeschlossen, als in der Villa Wellentanz das Konzert mit Rustem Monasypov (Violine) und Anastasia Miloslavskaya (Klavier) begann. Fussball gegen klassische Musik also – diese Konkurrenz dürfte bewirkt haben, dass diesmal weniger Gäste als sonst den Weg nach Wila fanden.

Dabei führten die beiden Musiker durch ein funkelndes, virtuoses Programm für Violine und Klavier, welches jedes Tor spielend übertrumpfte.

Eröffnet wurde das Konzert mit der Violinsonate Nr. 3, op. 45 (1887) von Edvard Grieg, welches der Komponist selber am Klavier aus der Taufe hob. Man merkt, dass er reichliche Erfahrungen im Zusammenspiel mit virtuosen Geigern sammeln konnte. 

Und man merkte auch, dass man es an diesem 21. Juni mit exzellenten Musikern zu tun hatten: Rustem Monasypov ist seit 2023 Mitglied der 1. Violinen des Musikkollegiums Winterthur, und egal wie schwierig und knifflig eine Passage sein mag: er federte mit seiner Violine stets souverän darüber hinweg, als wäre es ein Kinderspiel, stets mit einem ausdrucksstarken und sinnlichen Klang, mal dunkel schmelzend, mal silbern jodelnd, mal elegant pianissimo hüpfend.

Er wurde kongenial von seiner Partnerin Anastasia Miloslavskaya begleitet, die dem optisch unscheinbar wirkenden Instrument Töne entlockte, die vergessen liessen, dass man es „nur“ mit einem Digitalklang zu tun hatte. Satte Fortissimi wechselten mit hauchzarten Pianissimi, im spritzigen Wechselspiel mit der Violine. Sie hat soeben ihren zweiten Master an der ZHDK erworben und ist sowohl im Lehramt als auch im Konzertbetrieb tätig.

In der zweiten Hälfte gaben die Beiden berühmte und beliebte virtuose Salonstücke zum Besten, als Erstes die noch eher besinnliche „Meditation“ (1894) von Jules Massenet, dessen religiös-meditativer Charakter spürbar wurde, gefolgt von Antonio Bazzinis Scherzo fantastique namens „La ronde des Lutins“ (Tanz der Kobolde) op. 35 (1853), welches einem Feuerwerk gleich in höchste Virtuosität explodierte. Spätestens bei der Introduktion und Rondo op. 28 von Camille Saint-Saëns (1852) mochte man in Versuchung geraten, aufzustehen und zu tanzen; der Komponist widmete dieses Stück dem berühmten Geiger Pablo de Sarasate, der es dann auch in der Uraufführung spielte.

Reizvoll war das nächste Stück: im „Andante“ des sowjetisch-tatarischen Komponisten Farid Yarulla, der nur 29jährig 1943 im Zweiten Weltkrieg fiel, glaubte man die Weite der tatarischen Steppe zu hören. Den Reigen beschloss das weltberühmte Bravourstück „Liebesleid“ des österreichischen Geigers Fritz Kreisler. Dem wohlverdienten, langen Schlussapplaus folgte als Zugabe „Schön Rosmarin“, ebenfalls von Fritz Kreisler.

Klassische Musik versus Fussball? Österreich bezwang Polen mit 3 : 1 – in der Villa Wellentanz stand das Ergebnis fraglos mit 7 : 0 fest!

Wie immer klang der Abend mit angeregten Plaudereien und Barbaras selbst zubereiteten Leckereien aus.

Es war ein tolles Konzert, und es darf gehofft werden, dass Rustem Monasypov und Anastasia Miloslavskaya in der Villa Wellentanz wieder auftreten werden – die Qualifikation haben sie sich dafür ohne Zweifel in jedem Herzen der Besucher erspielt. 

Bericht:
René Kousz


Aufzeichnung des Konzerts


31. Mai 2024 – Hamp Goes Wild

Voraussichtliche Lesedauer: 3 Minuten

Am 31. Mai fand in der Villa Wellentanz in Wila eine besondere Party statt: „Hamp Goes Wild“ sorgte für ausgelassene Stimmung trotz des trüben Wetters. Der farbenfroh illuminierte Eventraum bot einen lebendigen Kontrast zum grauen Himmel und lockte zahlreiche Gäste an.

Gemütlich arrangierte runde Tische mit Apéro-Snacks und eine kleine Bar, an der Adrian Kousz die Getränke servierte, schufen eine einladende Atmosphäre. Jean-Pierre Kousz, ein grosser Liebhaber des Boogie-Woogie, hatte zusammen mit Barbara Michaela Münch diese Veranstaltung organisiert. Unterstützung erhielten Sie von von Nyana.

Jean-Pierre Kousz hatte bereits früher „Hamp Goes Wild“, bestehend aus Hans-Peter Ruosch am Piano und Dani Zimmermann am Schlagzeug, für verschiedene Events engagiert. Etwa 30 Gäste hatten sich eingefunden, um sich den mitreissenden Klängen des Duos hinzugeben. Für den aus Hittnau stammenden Hamp war es fast schon ein Heimspiel, obwohl die Anreise durch überflutete Strassen erschwert wurde.

Die Gäste genossen rasante Boogie-Woogies, stimmungsvolle Blues und fetzigen Rock’n’Roll. Hamp begeisterte mit seiner energiegeladenen Performance, die auch artistische Einlagen umfasste. Dani Zimmermann unterstützte ihn dabei eindrucksvoll am Schlagzeug und begeisterte das Publikum mit zwei Solos.

In der Pause wurden feine Häppchen serviert, die Barbara Michaela Münch zubereitet hatte.

Ein besonderes Highlight des Abends war der Geburtstag eines Gastes. Hamp und Dani stimmten das obligatorische „Happy Birthday“ an, natürlich im Stil des Abends. Leckere Kuchen rundeten die Feier ab.

Der Abend endete mit einem anhaltenden Applaus, zwei Zugaben und einer gut gefüllten Kollekte. Die letzte Zugabe, „Rockin’ all over the World“ von Status Quo, brachte die Stimmung noch einmal zum Höhepunkt. Nach der Musik klang der Abend mit gemütlichen Gesprächen aus. Der Heimweg schien dann auch ein bisschen bunter, als hätte der Regen nachgelassen. Es war ein unvergesslicher Abend, der allen Anwesenden noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Fotos:
Jean-Pierre
Che

Bericht:
René Kousz