9. November 2025 – The Jumpin’ Blues Cats

Welch ein Kontrast! Da kam man aus dem trüben, nebligen Nieselregenwetter in den fröhlich illuminierten Eventraum der Villa Wellentanz, um vier Vollblutmusikern in der Formation „The Jumpin’ Blues Cats“ beim Aufspielen von Blues, Jazz und Swing zuzuhören! Das Konzert war nicht nur völlig ausgebucht, die Zahl der Anmeldungen hätte sogar zwei oder drei Konzerte ermöglicht!

Der Hausherr, Jean-Pierre Kousz, kündigte die Musiker in herzlichen Worten an, und mit „Everyday I have the Blues“ von Memphis Slim eröffneten die vier Musiker ihr Programm. Auf diese Weise möchte man am liebsten tatsächlich jeden Tag den Blues haben; auf das Publikum prasselte ein Feuerwerk an Klängen und Impressionen nieder, aber nicht nur das Ohr kam auf seine Kosten, sondern auch das Auge.

Walter Baumgartner sang, spielte Mundharmonika und tanzte gleichsam zur Musik mit; faszinierend waren die Klänge, die er dem kleinen, gewöhnlich wirkenden Instrument entlockte – mal schien ein Saxofon zu spielen, mal eine E-Gitarre, mal eine Klarinette oder gar ein Piccolo; mühelos tanzte er beliebig durch die Oktaven und Klangfarben, und dem Rezensenten schien dies Baumgartners eigentliche Stimme zu sein, auch wenn seine Stimmbänder ebenfalls zu gefallen wussten.

Pascal Amman ist das Sinnbild des Understatements: mit stoischer Ruhe und optisch wie aus dem Ei gepellt liess er seine Gitarre für sich sprechen, mal solistisch, mal dezent Takt gebend, mal mit der Mundharmonika in reizvollen Dialogen.

(v.l.n.r. Walter Baumgartner / Pascal Amman / Martin Meyer / Arno Schulz)

Arno Schulz an seinem riesigen Bass mit Händen, die ein Eigenleben zu führen schienen; mühelos tanzten sie über die Saiten, als wäre es nichts, aus diesem schwerfällig wirkendem Instrument solch spritzige, agile Klänge zu zaubern, die nicht nur zu hören, sondern auch zu spüren waren, einem schwarzen Panther gleich, der seine Muskeln durch sein seidenes Fell spielen lässt und mühelos von Baum zu Baum springt. „The Jumpin’ Blues Cats“ machten ihrem Namen alle Ehre.

Martin Meyer: sass da etwa ein unscheinbarer Beamter, der selbstvergessen in seine Schreibmaschine tippt, hin und da mit einem Smile im Gesicht? – Nein: ein begnadeter Schlagzeuger, ein Meister seines Fachs, der über ein unglaubliches Repertoire an Patterns verfügt, die subtil wechselten, der mit seinen Sticks jonglierte und sehr feinfühlig die anderen Instrumente unterlegte, aber auch zu atemberaubenden Solis zu crescendieren wusste.

Ja, alle vier Musiker begeisterten das Publikum mit ihrem Zusammenspiel und mit ihren Solo-Einlagen; die Freude am Spiel war spürbar und sprang auf das Publikum über. Alle vier sind hauptberuflich Musiker und spielen in unterschiedlichsten Formationen; allein schon Baumgartner formiert sich aktuell in vier Projekten; die drei anderen Musiker kennt er zwar schon länger, aber erst seit kurzem spielen sie auch gemeinsam. Das Konzert wirkte frisch und lebendig, weil auch sehr viel improvisiert wurde, wie es bei Blues, Swing und Jazz üblich ist.

Das Programm setzte sich aus Blues, Swing und Jazz zusammen; es erklangen bekannte Nummern wie „Summertime“ und „Making Whoopee“, auch Lustiges wie „Your Mind is on vacation“ oder „Drinkin’ Wine Spoo-Dee-Ooo-Dee“; einige Stücke wurden rein instrumental dargeboten. Die zwei Stunden vergingen wie in einem einzigen Rausch.

Die Villa Wellentanz ist zu einem kulturellen Magneten geworden, die sein Publikum gefunden hat, aber auch zunehmend Musiker anlockt, die hier auftreten möchten – Baumgartner hatte sich für diesen Auftritt aufgrund einer Empfehlung des Bassisten gemeldet. 

Lesson learned: Was hilft gegen den November-Blues? – Richtig: Blues, wenn er von so tollen Musikern wie den Jumpin’ Blues Cats dargeboten wird. Es lebe der Blues on every day!

Bericht: René Kousz


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